Dienstag, 11. Februar 2014

Kalter Kaffee Pokemon



Pokemon X/Y macht mich fertig. Dieses Spiel ist wie Kaffee – nur, dass man es als Kind auch geliebt hat. Ich brauch es jeden Tag. Der Geschmack ist großartig, aber irgendwie hängt er mir zum Halse raus.

Seit Oktober spiele ich nun fast täglich Pokemon X/Y und habe mittlerweile 120 Spielstunden auf dem Konto. Dabei spiele ich es nicht mal für eine längere Zeit am Stück. Morgens nach dem aufstehen, oder in der Pause zwischendurch. Eben wie Kaffee.

Die Top 4 habe ich schon lange abgeschlossen. Beim Barte des Voluminas, was tue ich da eigentlich? Nun ja, ich kann's euch verraten: größtenteils Wundertausch. So kommt es vor, dass ich am PC sitze, surfe, Videos schaue, lustige Bildchen auf 9Gag betrachte und nebenbei im Augenwinkel auf das Touchpad meines 3DS tippe, um zu tauschen und zu tauschen und zu tauschen.
Habe ich ein cooles Vieh erhalten (zum Beispiel letztens Dratini: Yay!), schmeiß ich es in mein Team, schalte den EP-Teiler an und beginne damit, in der Siegesstraße haufenweise arme Schlurps und Strepolis umzukloppen, um irgendwann ein Dragoran mein Eigen nennen zu können. Natürlich tue ich das wieder nur im Augenwinkel. Oh, hier gibt es doch einen Unterschied zum Kaffee: Den genieße ich nämlich voll und ganz.

Ich schenke diesem Spiel nicht einmal meine volle Aufmerksamkeit und trotzdem behindert es mich. Es behindert mich zum Beispiel daran, endlich mal die letzte Mission in Fire Emblem: Awakening abzuschließen. Verdammt, es hindert mich sogar daran, das wundervolle Bravely Default, in das ich bisher lediglich nur reingeschaut habe, weiterzuspielen. Ich will Pokemon einfach nicht aus dem Kartenschlitz meines 3DS entfernen, obwohl ich weiß, dass ich an oben genannten Games wahrscheinlich viel mehr Spaß haben werde. Oder etwa nicht?



Ich habe großen Spaß an Pokemon. Immer noch. Und das ist irgendwie ein Problem. Ich kann damit einfach nicht abschließen. Vielleicht liegt das am rudimentären Drang des Menschen, Dinge sammeln und horten zu müssen? Über 700 Pokemon gibt es mittlerweile zu fangen und ich besitze zu diesem Zeitpunkt 447 (ohne Pokemon Bank – nur mit Wundertausch und grinding). Dabei habe ich mir im Vorfeld gar nicht zum Ziel gesetzt, meinen Pokedex zu komplettieren. Habe ich noch nie getan. Doch irgendwie bin ich gerade jetzt scharf darauf.

Wenn ich Pokemon eh nur als Käffchen für zwischendurch genieße – warum zocke ich dann nicht endlich Bravely Default und schenke diesem Spiel jene Aufmerksamkeit, die Pokemon nur zur Hälfte (oder eher zum Viertel) bekommt?

 

Geht einfach nicht. Eine Disc ist schnell gewechselt. Eine DS-Karte auch. Aber die Gedanken, die Zielsetzungen und Erfahrungen, die mit dem gewechselten Game verbunden werden, sind es nicht. Solange das Ziel im Kopf sitzt, alle Pokemon mein Eigen zu nennen, wird das wohl nichts. Solange Dinge nicht abgeschlossen sind, fällt es sicherlich nicht nur mir schwer, etwas komplett Neues zu starten. Sicher gibt es auch Spiele, die ich nicht abgeschlossen habe (und davon mehr als mir lieb ist). Aber das tat ich größtenteils aus dem einfachen Grund des erheblichen Verlustes an Spielspaß, wie es beispielsweise nach dem "Meltdown" bei Dragon's Dogma der Fall war, oder aus dem Grund des vorzeitigen Gefühls der Befriedigung ("Ich habe alles gesehen von dieser Welt und das reicht mir, danke."), wie es bei Final Fantasy 8 und 9 der Fall war.


Und Pokemon? Da geht alles locker von der Hand. Nichts ist mir zu schwer oder zu anstregend. Alles ist cool. Alles macht Spaß. Es gibt einfach keinen Grund, dieses Spiel nicht mehr weiter zu spielen. Bravely Default? Fire Emblem? Dafür habe ich später noch Zeit. Die habe ich in der Hinterhand. Der Gedanke, ich könnte diese Games eines Tages zocken, reicht. Täglich ein paar Momente meiner Zeit gehen für Pokemon flöten und der 3DS wird wieder zur Seite gelegt.

Diese Gedanken, die ich gerade niederschreibe führen zu nichts – sie drehen sich eher im Kreis und doch tut es gut sie einmal loszuwerden. Ich habe ein Problem mit Pokemon X/Y. Ja, vielleicht reicht das als Erkenntnis aus. Und sogleich schießt mir der nächste Gedanke durch den Kopf: Eigentlich habe ich gar kein Problem mit Pokemon. Schließlich beschäftigt mich dieses Spiel nur sekundär. Ach was, tertiär. Es kratzt nur an meiner Oberfläche und trotzdem ist es meine Droge. Kaffee übrigens auch.

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